Georgi Bărdarov ist Schriftsteller und Dozent für ethno-religiöse Konflikte und Demographie an der Universität Sofia. Sein Leben ist bunt und pittoresk wie seine Erzählungen. Sein Debütroman „Аз още броя дните“ (Ich zähle immer noch die Tage) entstand aus der ersten Reality-Show mit Intellektuellen im bulgarischen Fernsehen, die Bardarov 2015 gewann. Das Buch war Gewinner des PEN Club Award und wurde auch in Bulgarien für den Roman des Jahres nominiert. Im Jahr 2020 veröffentlichte Bardarov seinen zweiten Roman, Absolvo Te, Dieser Roman war 2021 der Gewinner des Literaturpreises der Europäischen Kommission für Bulgarien und wird im I. Quartal 2022 vom Anthea-Verlag in deutscher Übersetzung veröffentlicht.
Der Roman Absolvo Te, inspiriert von zwei wahren Geschichten, erforscht den Abgrund zwischen zwei Nationen mit gemeinsamen Ursprüngen, die seit Jahrzehnten Bruderkriege führen. Er besteht aus vier Handlungssträngen, die philosophische Fragen zu Verbrechen, Strafe und Vergebung aus unterschiedlichen Blickwinkeln untersuchen. Dem Holocaust und den Schrecken der Konzentrationslager Nazi-Deutschlands auf der einen Zeitebene steht die zweite Ebene des arabisch-israelischen Konflikts in den 1970er und 1980er Jahren gegenüber. Im komplexen Geflecht der Haupt- und Nebenhandlungen wird das Leben der Hauptfigur Max über einen Zeitraum von 60 Jahren erzählt. Es werden Geschichten in Geschichten erzählt, auch werden weitere Erzähltechniken angewandt wie Rückblende, Visualisierung oder das Motiv der Reise als Leiden. Eine psychologische Anti-Logik dringt in die Tiefen der menschlichen Seele ein, in der das Gute und das Böse gleichzeitig existieren: Der Rachedurst kämpft gegen die plötzliche Erleuchtung, dass die Vergebung ein möglicher Ausweg ist. Absolvo Te ist ein hyperrealistischer Roman – die Ereignisse sind so dramatisch, dass sie weit über die normalen Vorstellungen von Realismus in der Fiktion hinausgehen. Das verbindende Thema ist die innere Überzeugung, mit der sich jeder der Charaktere verteidigt. Die Hauptbotschaft liegt im Konzept der Vergebung, doch ein Gefühl von historischem Pessimismus bleibt zurück nach Beendigung der Lektüre. Der Roman bietet eine neue Perspektive auf die traditionelle Lesart bedeutender historischer Ereignisse.
(Die Veranstaltung ist auf DE/BG)
Ort: Bulgarisches Kulturinstitut
Eintritt: frei
(Bitte beachten Sie die aktuellen Covid-19 Verordnungen!)